"Heute Frühstücken wir etwas später, weil die Andacht zuerst in der Klosterkirche angesagt ist. Ich suche meine Strümpfe. Bei nur einem Reservepaar hätte ich bestimmt bald ein Problem. Sie können doch nicht weg sein? Vielleicht bei dem täglichen "Rei-in-der-Tube-Bad" haben sie sich in nichts aufgelöst? Aber unser Planet verliert nichts! Sie waren in einen anderen Rucksack versteckt."
Früh
morgens besuchten wir zunächst den Gottesdienst, der so ganz
anders, viel eindringlicher verlief als wir das gewohnt waren. Voller
Gedanken und tief berührt frühstückten wir
anschließend im Speisesaal. In Ergänzung zur
Ernsthaftigkeit der vorangegangenen Stunde zeigte sich jedoch hier die
Fröhlichkeit und Lebensfreude dieses Ortes und
entließ uns auf die nächste Tagesetappe.
Mit
großer Wiedersehensfreude trafen wir durch Zufall einen
Pilgerfreund wieder, der in einem Dorf entlang der Strecke wohnte und
arbeitete. Er und seine Frau hatten mit uns den herrlichen Grillabend
in Nechern verbracht. Gegen Mittag erreichten wir Kamenz, das durch
sein rotes Rathaus besonders auffiel. Da gerade Markttag war, herrschte
reges Treiben mit allerlei Handelswaren und umgeben von
vielfältigen Düften und Gerüchen.
"Auf der heutigen Tagestour erwarten uns längere Bergstrecken. Sofort sind wie abgesprochen 2 oder 3 Sonnen am Himmel zur gleichen Zeit. So warm wird es jedenfalls. Es wird sogar ein kleines Problem unser Wasserflaschen zu ergänzen. Es sind nette Mitmenschen die uns vor dem Verdursten retten. Sogar ein versteckter Wasserhahn in einer Toreinfahrt öffnet knarrend seine Schleuse. Vor großer Kulisse auf dem Marktplatz von Kamenz wird Erbsensuppe angeboten und wir können nicht wiederstehen. Es schmeckt gut und stärkt uns. Der Weg ist oft steil und mühsam. Am Abend gönnen wir uns in der Pizzera einen Grappa. Unser Qartier ist sauber und ordentlich aber Plaster und Mobilat machen die Runde."
Von Kamenz
ging es über Feldwege zum Hutberg und weiter nach Swosdorf.
Das Wal- und Wüsteberg-Haus stand uns für diese Nacht
leider nicht zur Verfügung – so mussten wir noch
einige Kilometer weiter nach Königsbrück.
Auf dem Weg
nach Vacha hat man hier ein Viertel der Strecke zurückgelegt.
Das feierten wir abends in einem sehr gemütlichen
italienischen Restaurante mit Pizza, Rotwein und einem guten Grappa.
Die Nacht verbrachten wir fürstlich in einer Ferienwohnung
– mit mehr Mut wäre es vielleicht doch das
„Armenhaus Strenz“ geworden. Das Häuschen,
das eigentlich ein Museum ist, bietet Pilgern eine Herberge im
ursprünglichen Stil: Schlafplatz im Bodenraum, Abtritt hinter
dem Haus und ein Eimer Wasser zum Waschen.